Artikel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
Die Gewerbliche Schule Künzelsau wehrt sich aktiv gegen Rassismus
Von links nach rechts: Selina Johmann, Patricia Scheps, Judith Hettinger, Ruth Henn, Stephan Reichstein, Erjan Ajeti, Sven Oberpottkamp, Erdem Gümus, Denise Thomae, Jette Megerle
Am 21.12.2016 wurde die Gewerbliche Schule Künzelsau im Rahmen ihrer Weihnachtsfeier als „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ durch den Trägerverein Courage e.V. zertifiziert.
„Auch schon Luther war Antisemit und somit ein typisches Kind seiner Zeit“, so Stephan R. Reichstein, Leiter Strategie und Standortentwicklung vom Kolpingwerk und in Baden-Württemberg zuständig für das Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“. Gegen Rassismus zu kämpfen sei nötig, solange es Menschen auf diesem Planeten gebe, betonte Reichstein in seiner Ansprache am 21.12.2016 an der Weihnachtsfeier der Gewerblichen Schule Künzelsau, bevor es zur lang ersehnten Zertifizierung und der Übergabe des großen Schildes für die Außenwand der Einrichtung kam.
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist ein Projekt von und für Schüler. Es bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten, indem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden. Es ist das größte Schulnetzwerk in Deutschland. Ihm gehören über 2.000 Schulen an, die von rund einer Million Schülern besucht werden.
Einiges war nötig, um die Zertifizierung zu erlangen: Eine Projektgruppe aus der Schülermitverantwortung (SMV) hat sich unter der Leitung der Verbindungslehrerin Patricia Scheps dazu entschlossen, ein kleines Experiment durchzuführen und darüber einen Film zu drehen. So sind sie mit einer dementsprechenden Ausrüstung nach Heilbronn in die Innenstadt gefahren und haben einen Schüler mit ausländischen Wurzeln und einen deutscher Herkunft mit verbundenen Augen in die Fußgängerzone gestellt, umgehängt mit einem Schild und der Aufschrift „Ich vertraue dir, vertraust du mir? Wenn ja, umarme mich“ und gezählt, wie viele Umarmungen sie jeweils in einer halben Stunde sammeln werden. Anschließend wurde das Ergebnis in den Klassen vorgestellt und der Versuch unternommen, die Schüler für das Thema Rassismus zu sensibilisieren. Es galt per Unterschrift ein Unterstützungsquorum von 70 Prozent aller am Schulleben Beteiligten für das Projekt zu gewinnen. Diese Richtschnur wurde eindeutig überschritten. Nun ist die Gewerbliche Schule Künzelsau zertifiziert und hat sich verpflichtet mindestens ein Projekt im Schuljahr gegen Rassismus durchzuführen. Begonnen wird dieses Jahr mit einem International Food Market auf dem den kulinarischen Genüssen aus vielen Teilen dieser Erde nachgegangen werden kann. Auch die Schul-und Hausordnung wird so verändert, dass eine größere Handhabe gegen Rassismus und Diskriminierung jeder Art möglich ist.
Begleitet wird dieses Projekt von einem Paten, der es unterstützen und weiter in die Öffentlichkeit tragen wird: Ergjan Ajeti, Schüler im ersten Lehrjahr der Verfahrensmechaniker und Weltmeister im Kickboxen hat sehr gerne diese Aufgabe übernommen und in seiner Ansprache am Übergabetag betont, dass der sportliche Wettkampf ihm gut bekannt sei und er daher wisse, was man durch Anstrengung Alles erreichen kann. In seinem Sport spiele es keine Rolle, ob ihm ein türkischer, deutscher oder syrischer Kämpfer gegenüber stehe. Und so solle es auch an der Gewerblichen Schule sein. Am Ende seiner Rede forderte er die Schüler auf, stark zu sein, stark gegen Rassismus. Auch Schulleiterin Ruth Henn gratulierte der SMV zu diesem hervorragenden Ergebnis. Sie betonte, dass sie sich sehr auf weitere Projekte freue. Anschließend startete dann die eigentliche Weihnachtsfeier, welche in diesem Jahr unter einem ganz besonderen Vorzeichen stand.
Hohenloher Zeitung: Gewerbliche Schule wehrt sich gegen Rassismus